PRESSE ECHO WEST 2009
„Hamlet“ als Quotenhit im Lindenstraßen-Format
(EW) Klasse Klassiker in der Aula des Krupp-Gymnasiums:
„Shakespeare Reloaded“ von Klaus Thiel-Klenner ließ Klassik und Komik gekonnt
miteinander kollidieren. Das Stück hielt der heute üblichen Fernsehunterhaltung
einen Spiegel vor, indem Original Shakespeare-Texte an moderne Sendeformate
angepasst wurden. Der Grund für diese literarische Verzweiflungstat: Die
„Duisburger Shakespeare Company“ ist nahe an der Pleite. Der clevere Intendant
Klaus Maria Brandmauer (Klaus Thiel-Klenner), dem der Vermieter Bruno
„Kieferbruch“ Kowalski (Marc Breitenbach) im Nacken sitzt, möchte einen
TV-Produzenten (Mario Zorzetti) davon überzeugen, dass Shakespeare ein
potentieller Quotenhit für den neuen Kabelkanal sein kann.
Auch wenn Brandmauer zunächst alle seine Überredungskunst aufbieten muss, um
seine Ensemblemitglieder Heinz Gründel (Michael Kaufmann), Kira Rudolph (Kirsten
Rusche) und die Diva Maxi von Schreck (Evelin Bühler) für den Rettungsplan
gewinnen zu können, legen sich alle mächtig ins Zeug: So kam es, dass Titus
Andronicus als Gastkoch im „Magie-Kochstudio“ der Macbeth-Hexen auftrat, Hamlet
und Ophelia bei der Nachmittags-Talkshow „Britta 5 vor 12“ ihre
Beziehungsprobleme ausdiskutierten und Richard der Dritte im Interview mit der
Polit-Journalistin Christiane Kerner-Maischmann seine Pläne, ein „Bösewicht“ zu
werden erläuterte. Die Mega-Nanny (Norma Kohnert) steckte die rivalisierenden
Familienclans aus „Romeo und Julia“, einfach auf die „stille Treppe“ und danach
ins Bett, noch bevor die Tragödie ihren Lauf nehmen konnte.
Alle „Sendungen“ hatten einen hohen
Wiedererkennungswert und auch das obligatorische „Gewinnspiel“ fehlte natürlich
nicht: „Der Hot Button sucht! Eine adlige Figur von Shakespeare! _ A M L E T –
Rein in die Leitung! Rein, oder Nicht rein, das ist hier die Frage!“ Einen
besonderen Kraftakt musste die „Duisburger Shakespeare Company“ dann im zweiten
Teil stemmen, weil der TV-Boss den kompletten Hamlet sehen wollte – der
allerdings nicht länger als eine Folge der „Lindenstraße“ sein durfte.
Ob Shakespeare wirklich ein Quotenhit sein kann? Wenn es nach dem Rheinhauser
Publikum geht, dann Ja: Die Besucher in der Aula gingen auf jeden Fall
begeistert mit und spendeten minutenlangen, frenetischen Beifall für eine
geschlossen gute Ensembleleistung der „KTK“-Gruppe und ein intelligentes neues
Stück, das nicht nur amüsante Medienkritik war, sondern auch für eingefleischte
Theaterfans einige Leckerbissen bereit hielt. Ein rundum gelungener
Theaterabend. „Wir werden das Stück ganz sicher nochmal spielen“, verspricht
Regisseur und Autor Klaus Thiel-Klenner allen, die die Vorstellungen leider
verpasst haben sollten.